Legenden des Weltfußballs - Teil 4: King of The Kop
von Alo Atog
Auch der große Bill Shankly hat in seiner Karriere Fehler gemacht. Einen dieser Fehler machte er im Sommer 1966. Für das B-Team des FC Liverpool bestritt ein 15-jähriger Schotte ein Testspiel während des Probetrainings und wurde für zu leicht befunden. Erst 1977 kehrte dieser Schotte für die damalige Rekordsumme von 440.000 Pfund nach Liverpool zurück und wurde zum König des Kop.
Kenneth Mathieson Dalglish wurde 1951 in Glasgow geboren, ganz in der Nähe des Ibrox Parks, der Heimat der Glasgow Rangers. Schon früh wurde sein Talent entdeckt und er U-15 Nationalspieler von Schottland. Neben seinem Probetraining in Liverpool spielte er auch bei West Ham United in London vor, wurde aber auch dort abgelehnt, so dass er 1967 einen Profivertrag in Glasgow unterschrieb. Dies allerdings nicht bei seinen geliebten Rangers, sondern bei Celtic, dem großen Rivalen.
Bevor er bei den Profis von Celtic spielen durfte wurde er an Cumbernauld United (damals eine Art Ausbildungsverein von Celtic) verliehen. Zurück bei Celtic kam er in seinen ersten drei Jahren auf lediglich zehn Einsätze: fünf in der Liga, einem im Pokal, drei im Liga-Pokal und einem im Europa-Pokal.
In seiner vierten Saison, gerade 20 Jahre alt, startete er dann richtig durch. Er bestritt in allen Wettbewerben 50 Spiele und erzielte dabei 23 Tore. Insgesamt bestritt er in acht Jahren 322 Pflichtspiele, schoss 167 Tore, wurde vierfacher Meister, vierfacher Pokalsieger und einmal Gewinner des Liga-Pokals.
In Liverpool war inzwischen Bob Paisley vom Co-Trainer zum Cheftrainer aufgestiegen und als 1977 Kevin Keegan den Verein Richtung Hamburg verließ wurde in Dalglish ein möglicher Nachfolger gefunden.
Gleich im ersten Jahr spielte und schoss er sich ins Herzen der Fans. Seine 20 Tore in der Meisterschaft langte zwar nur für Platz 2 und auch seine 6 Tore im Ligapokal genügten lediglich zum Einzug des dann verlorenen Endspiels, aber im Finale des Europapokals erzielte er den 1:0 Siegtreffer über den FC Brügge. In den nächsten Jahren gewann er mit den Reds alles, was es zu gewinnen gab. Fünf Mal englischer Meister, vierfacher Ligapokal Gewinner und 1981, so wie 1984 erneut den Europapokal der Landesmeister.
Seit der Saison 83/84 war Joe Fagan Trainer in Liverpool und als dieser nach der Heysel-Katastrophe 1985 sein Amt niederlegte nahm Dalglish die Zügel selber in die Hand und wurde Spielertrainer. Bereits in seinem ersten Jahr mit Doppelfunktion konnte er das Double aus Meisterschaft und FA-Cup feiern! Bei den beiden nächsten Meisterschaften 1988 und 1990 und dem FA-Cup Sieg 1989 wechselte er sich nur noch symbolisch ein. Unter seiner Regie gewann der Liverpool sagenhafte 60,91% seiner Spiele, bis er 1991 aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat.
Als 2006 die Fans über ihren Lieblingsspieler aller Zeiten abstimmen konnten belegte King Kenny, wie Dalglish von den Fans gerufen wurde, den ersten Platz, vor Steven Gerrard und Rekordtorschütze Ian Rush.
Auch in der schottischen Nationalmannschaft ist Dalglish das Maß aller Dinge. Er ist mit 102 Spielen Rekordspieler und mit 30 Toren Rekordschütze (zusammen mit Denis Law) der Bravehearts.
Seine gesundheitliche Auszeit vom Fußball dauerte überraschender Weise nur sechs Wochen. Im Oktober 1991 übernahm er das Traineramt beim Zweitligisten Blackburn Rovers, die er über die Play-offs (1:0 Sieg über Leicester City) zum Aufstieg führte. Dank des Geldes des Großindustriellen Jack Walker waren ihm keinen finanziellen Grenzen gesetzt. Nach dem Aufstieg verpflichtet er unter anderem den englischen Nationalstürmer Alan Shearer für 3,5 Millionen Pfund vom FC Southampton, was einen neuen Transferrekord darstellte. Der Aufsteiger wurde auf Anhieb vierter in der Meisterschaft und rüstete weiter auf, was 1994 die Vize-Meisterschaft bedeutete. Erneut wurde aufgerüstet und ein weiteres Mal ein neuer Transferrekord aufgestellt. Für 5 Millionen Pfund kam Chris Sutton von Norwich City!
Am Ende der Saison 94/95 konnte man dann endlich die englische Meisterschaft in Blackburn feiern und Dalglish trug sich erneut in die Geschichtsbücher ein. Neben ihm haben nur Herbert Chapman (1924 und 1925 mit Huddersfield Town, 1931 und 1933 mit Arsenal) und Brian Clough (1972 Derby County und 1978 Nottingham Forest) als Trainer Meistertitel mit zwei verschiedenen Vereinen feiern können. Nach dem Gewinn der Meisterschaft wechselte Kenny Dalglish ins Management der Rovers.
Im Januar 1997 wechselte er dann nach Newcastle und führte die Magpies zur Vize-Meisterschaft. Nach einer enttäuschenden Spielzeit 97/98 (Platz 13) wurde Dalglish nach dem 2. Spieltag der folgenden Saison in Newcastle entlassen.
1999 kehrte er nach Glasgow zurück, um bei Celtic Sportdirektor zu werden und in der zweiten Hälfte der Saison sprang er als Interimstrainer ein. Trotz des Gewinns des schottischen Ligapokals (2:0 über Aberdeen) blieb er nicht der Trainer von Celtic, da man in der Meisterschaft mit 21 Punkten Rückstand nur auf Platz 2 hinter dem Meister Glasgow Rangers landete.
Seit April 2009 ist King Kenny wieder zurück an der Anfield Road, wo er aktuell für Scouting und Jugendsichtung zuständig ist.
Sportlich lief eigentlich alles nach Plan in der Karriere von Kenny Dalglish, doch leider war er auch bei drei der größten Tragödien des Fußballs anwesend: 1971 starben während des Old Firm Derbys 66 Fans bei der Ibrox-Katastrophe (er saß verletzt auf der Bank), 1985 stand er für Liverpool während der Heysel-Katastrophe (39 Tote) auf dem Platz und als Trainer der Reds erlebte er 1989 auch die Hillsborough-Katastrophe mit 96 Todesfällen aus nächster Nähe mit.
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