Wayne Rooney war die personifizierte Hoffnung, der personifizierte Teufel, traf im Hinspiel gegen die Bayern tatsächlich, und fällt nun sehr wahrscheinlich im Champions League Rückspiel aus. Einer, der es in diesem Jahr oft mit Gänseblümchenzählen an der Ersatzbank zu tun hatte, kann daher hoffen: Dimitar Berbatov.
„Berbo“ hat trotz 12 Saisontreffern einen schweren Stand in Manchester. In seinem vierten Jahr in England wartet er immer noch auf den großen Durchbruch.
Ein Blick zurück auf Bundesligazeiten lässt jedoch so manche Herzen höherschlagen. Berbatov war damals noch in Diensten Leverkusens, wo er sechseinhalb Jahre das Trikot der Werkself überzog. Im Januar 2001 wechselte er damals von ZSKA Sofia nach Leverkusen. Schnell erhielt er den Stempel: talentiert, aber Chancentod. Viele Hundertprozentige ergaben sich für ihn in der Leverkusener Spitze, zu oft aber vergab er. Kein Wunder bei einem Alter von damals 21 Lenzen. Unter dem Bayer-Kreuz reifte er mit zunehmender Zeit zu einem kompletten Stürmer. Der Durchbruch gelang 2003/04, als er mit 16 Saisontoren erstmals zweistellig traf. In den beiden folgenden Spielzeiten schraubte er sein Torekonto auf 20, bzw. 21, hoch.
Traumtor gegen die Bayern
Unvergessen bleibt sein Treffer zum 4:0 gegen den FC Bayern aus der Saison 2004/05. Eines der wahrscheinlich schönsten Tore der Bundesligageschichte. In diesem Offensivmonstrum glänzte und vollendete Berbatov en masse. Beinahe grazil bewegte er sich trotz seiner stattlichen Größe von 188 Zentimetern über das grüne Rechteck.
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Diese positive Entwicklung hin zu einem technisch versierten, schnellen und athletischen Vollstrecker machte ihn in Europa zu einem gefragten Mann. Die Angeln wurden ausgeworfen, aber die ganz großen Namen scheuten noch vor einer Verpflichtung zurück. 16 Mio. Euro lautete die Ausstiegsklausel – dieses Geld investierte letztlich Tottenham Hotspurs in die Schieß- und Treffkünste des Bulgaren. Ein ordentlicher Batzen Scheine, in Relation zu anderen europäischen Transfers jedoch nachvollziehbar.
Teilzeitarbeiter in Manchester
In Manchester, das 2008 38 Mio. an Tottenham überwies, landete Berbatov beim lang ersehnten Weltklub. Er steht seitdem jedoch im Schatten eines Rooney. In Manchesters System existiert nur eine Planstelle in der vordersten Spitze, die Rooney bis dato überzeugend ausfüllte. So stehen in der laufenden Spielzeit zwar 27 Einsätze und 12 Tore zu Buche – dabei allerdings auch 18 Ein-, bzw. Auswechslungen. In den 20 Einsatzminuten im Hinspiel in München konnte der 29-jährige kaum etwas bewegen, immerhin aber seine berüchtigte Italo-Gelfrisur präsentieren. Lediglich Milivoje Novakovic trägt eine pomadigere Frisur spazieren. Es gibt jedoch auch nur wenige, die so phlegmatisch daherkommen, aber so viel Genie im dicken Zeh haben.
Während eines Uefa-Cup-Spiels 2007 in Diensten der „Spurs“ wurde er von den Leverkusener Fans – trotz Siegtreffers gegen den Bundesligisten – noch gefeiert. Solcherlei rosarote Herzen fliegen ihm in England noch nicht zu. Dies jedoch könnte er ändern, wenn er denn Rooney im Rückspiel adäquat ersetzt und ManU ins Halbfinale schießt. Wie man gegen die Bayern trifft, weiß er spätestens seit dem Traumtor von 04/05.
von Jerome Kirschbaum
aus dem blog von gleichehöhe - www.gleichehoehe-magazin.de