Gestern der Sieg im Topduell, heute die Niederlage im Alltag. Viele Mannschaften straucheln, nachdem sie sich zuvor gegen einen direkten Konkurrenten erfolgreich durchsetzen konnten. Ganz bitter werden solche Fehltritte auf der Zielgrade der Saison.
Der FC St. Pauli konnte am 30. Spieltag gegen den FC Augsburg mit 3:0 souverän gewinnen und damit den zweiten Platz festigen. Im Kiez galt das als Durchbruch, als beinahe sicherer Aufstieg. Immerhin wuchs der Vorsprung auf den FCA auf vier Punkte an. Ernüchterung dann aber am vergangenen Samstag. Die Pampers waren voll: Mit 1:2 musste man sich beim FC Union Berlin geschlagen geben. Der Umstieg auf den Alltag ist den Hamburgern nicht gelungen, eventuell blendete der Erfolg gegen Augsburg die Elf von Trainer Stanislawski.
Nun steht der FC St. Pauli nur noch einen Zähler vor Rang 3, der lediglich die Relegation bedeutet. Gerät der direkte Aufstieg nochmal in Gefahr? Die Kiezkicker sind kein Einzelfall. Das Phänomen der Schizophrenie lässt sich immer wieder gerne im Duett von Bundesliga-Champions-League beobachten. Zahlreiche Fälle demonstrieren, dass Erfolgen in der Champions League oftmals die Ernüchterung in der Liga folgt. Die Umsetzung gelingt nicht immer. Unter der Woche steht die Kür auf europäischem Parkett an, der Glanz der großen Flutlichtspiele leuchtet grell. Die Monotonie des alltäglichen Ligawettbewerbs kann danach nicht immer durchbrochen werden. Das doppelte Gesicht im Fußballs ist geboren. Einmal Top – kurz danach Flop!
Auch Überirdische nicht von Fehlern gefeit
Dass auch der FC Barcelona nur Menschen in seinen Reihen hat, war in den letzten Wochen nicht unbedingt zu erkennen. Doch auch bei den Katalanen gelingt die Umstellung von Topduell auf Ligaeinerlei nicht immer: Mit 2:0 besiegte Barca den Erzfeind aus Madrid noch letzte Woche. Diesen Samstag folgte zu später Stunde ein 0:0 gegen den Stadtrivalen Espanyol. Auch Fußballmonster wie Messi, Xavi oder Ibrahimovic sind nicht unfehlbar. Ein Alleingang an der Spitze kann nach dem Punktverlust ausgeschlossen werden. Auch die katalanischen Überirdischen sind also nicht von Fehlern gefeit. Das ist eine wohltuende Erkenntnis, auch wenn die Blauroten ansonsten eine unglaubliche Konstanz demonstrieren.
In Deutschland offenbarte der große FCB aus dem Süden der BRD mal wieder, dass selbst nach Duellen gegen direkte Konkurrenten die Dominanz nicht nachlässt. Der Diktator der vergangenen 30 Jahre deutscher Fußballgeschichte ließ dem Sieg auf Schalke und dem Unentschieden gegen Leverkusen ein eindrucksvolles 7:0 gegen Hannover folgen. Der Abstiegskandidat aus Hannover konnte nicht zum Stolperstein avancieren. Auch wenn die Bayern zu kämpfen haben, wenn es nach der Champions League wieder in die Liga geht: Derzeit tritt keiner so dominant in Deutschlands höchster Spielklasse auf. Das doppelte Gesicht tritt halt nicht immer zutage. Aber bald leuchten ja wieder die grellen Flutlichter in den europäischen Stadien…
von Jerome Kirschbaum
Dieser Text stammt aus dem blog von gleichehöhe
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Zuletzt bearbeitet von Gast am 19 Apr 2010 09:46, insgesamt 3-mal bearbeitet