Rhein-Ruhr Marathon 30.04.06 Duisburg
Nun war endlich der Tag gekommen, auf den ich Wochen und Monate gewartet habe.
Ich habe noch nie zuvor an einem Wettkampf teilgenommen, das weiteste war mal
vor 5 Jahren, als ich 12 war, ein 2,0 Kilometer Stadtlauf. Deshalb stellte ich
mir die Frage, ob es überhaupt für mich möglich ist, 42,195 km durchzustehen.
Von einem Freund der Vater läuft seit Jahren knapp über 3 Stunden und sagte immer
wieder, das bei km 30 oder 31 schluss sein wird.
Also begann ich im Winter mit Dauerläufen von zunächst 10-12 km. Dazu kam die
Vorbereitung beim Fußball (A-Jugend) auf dir Rückrunde. Erst ab Mitte März, als
es so langsam wärmer wurde, konnte ich besser und öfter trainieren. Aufgrund von
schlechter Planung und einer Grippe zum Falschen Zeitpunkt war mein längster Lauf
nur 22 km. Die Zeit war mit ca. 1:48 Std. erstaunlich gut.
Zurück zum Wettkampftag: Um 3:30 klingelte der Wecker. Der Wetterbericht meldete
nichtmal 10 Grad und Regen, was ich überhaupt nicht gebrauchen konnte. Also noch
ein paar Toast und eine Banane gegessen, sachen gepackt und um 4:20 ab ins Auto.
Die Fahrt (meine Mutter ist gefahren, da ich noch kein Führerschein habe) verlief
ohne Probleme, nur die teilweise starken Regenschauer machten mich nicht besonders
glücklich. 2:15 Stunden vor dem Start um 9.15 Uhr kamen wir am Stadion vom MSV Duisburg
an, wo auch der Start stattfand. Schnell zur Eishalle die Startunterlagen abgeholt und
dann wieder ins warme Auto. Die restlichen 90 Minuten verbrachte ich mit Programmheft
lesen, Bananen essen und in der Gegend gucken. Gegen 9 Uhr die letzten Vorbereitungen
getroffen udn ab zum Start. Erstaunlicherweise war ich bis dahin noch überhaupt nicht
nervös und fühlte mich trotz kälte (aber kein Regen) gut. Mit 5 Minuten Verspätung begann
der Lauf um 9.20. Ich stand bei dem Zugläufer 3:30 Stunden, da ich mir vorgenommen
habe, nach der ersten Stunde bei km 12 zu sein. Nach 2 Stunden wollt ich bei 23 sein,
nach 3 bei 33 und bei 4 Stunden im Ziel. (12,11,10,9,2 km pro Stunde)
Das Tempo zu Beginn war gut, ich konnte auch gut mithalten. Nach 4 km stand meine Uhr
bei genau 20:00 Minuten (5:00 min/km). Nach 10 km lag meine Zeit bei 48:30 Min, also habe
ich die 6km von 4.000-10.000 in 28.30 Min gelaufen (4.45 Min/km). Bei den ersten beiden
Verpflegungsstationen trank ich nur ein paar Schluck Wasser, das meiste ging allerdings
am Mund vorbei. Nach 1 Stunde laufen begann es zu regnen, was zunächst erfrischend war,
allerdings irgendwann zum Problem wurde. Mein Shirt war komplett durchnässt und es fiel
mir schwerer, das Tempo zu halten. Der Blick auf die Uhr ließ mich bei km 20 jedoch fast
erschrecken. 1:37:01 ! Ich habe die Zeit der ersten 10 km bis auf 1 Sekunde gehalten.
Der Regen hat mittlerweile aufgehört und die ersten Verpflegungsstationen mit Iso Drinks und
Bananen folgten.Ich aß eine Banane, was meinem Magen auch gut tat. Kurze Teit später
spürte ich zum ersten Mal eine leichte Ermüdung un dnahm die Samba Musik am rande der Strecke
und die aufmunternden Worte der Zuschauer wahr. Beim Halbmarathon war ich bei 01:41:44 (21,0975 km)
obwohl ich mit einer Zeit von 1:50 gerechnet hätte. Nach 2 Stunden wollte ich laut Plan
bei km 23 sein, war allerdings irgendwo zwischen 24 und 25. Nur 1 km weiter bekam ich den
ersten Krampf im linken Oberschenkel hinten. Ab da ging mir durch den Kopf, ob ich es wirklich
schaffen kann, unter 4 Stunden zu bleiben. Schnell eine neue Taktik überlegt, doch der Krampft
kam öfter und öfter. Bei km 28 oder 29 musste ich mich kurz Dehnen und eine junge Frau reichte mir
Traubenzucker, was mir kurz half (kann auch einfach Einbildung gewesen sein, aber in so einem
Moment freut man sich über alles positive, wenn man weiß, dass es noch über 100 Minuten zum Ziel sind)
Bei jeder Verpflegungsstation holte ich mir ab sofort Iso-Drinks und später Cola, wovon
allerdings nicht mehr soviel vorbeiging, da ich bei VS nur noch ging. Die Krämpfe blieben,
aber ich habe mich im laufe der Zeit besser auf Schmerzen und Krämpfe eingestellt und dran gewöhnt.
"Daniel, super...weiter so.", hörte ich immer wieder von fremden Zuschauern, die am Steckenrand standen.
Auf meinem grünen Startzettel stand neben meiner Startnummer 1885 noch einigen Sponsoren und auch
mein Name. Ich lief nicht mehr von km 5 bis 10 und 10 bis 15 sonern von 29 bis 30, 30-31 usw.
Jeder km wurde zu einer Qual, doch ich wollte nicht aufgeben, da alle zu mir gesagt haben,
dass ich zuwenig trainiert habe (was auch teilweise stimmt) und bei km 31 aufgeben werde. Nach 3 Stunden
war ich bei km 34 und rechnete mir nochmal aus, dass ich noch 7 min/km Zeit habe für die letzte Stunde.
Nachdem ich soweit gekommen bin, kam für mich nicht in Frage, alles hinzuwerfen und machte also weiter.
Wie die km 34 - 39 ablaufen, kann wohl nur jemand verstehen, der einen Marathon gelaufen ist, denn dann geht in
einem nichts mehr vor, alles wird verdrängt, Zuschauer werden nicht mehr richtig wahrgenommen, mal hört
nur noch teilweise, was Zuschauer brüllen und freut sich über jede Verpflegungsstelle, über
jedes kilometer-Schild, selbst darüber, nicht mehr geradeaus laufen zu müssen. Wenn man das Schil km 40 sieht und
auf der Uhr erst ca. 3:35 Stunden stehen, weiß man endlich, dass einem nichts mehr passieren kann
und man sein Ziel erreicht.Leichter Regen setzte die letzten km ein. Die lange gerade min einem
minimalen rechtskurve wollte überhaupt nicht mehr enden und ich lief extra nach links rüber, um den 1-km-Lappen
über der Strecke früher zu sehen. In diesem Moment geht man nochmal den kompletten Marathon durch, überlegt,
was alle anderen vorher gesagt haben aber fühlt sich einfach unglaublich kaputt. Der letzte km führte zum Stadion,
wo noch ein paar Kurven gelaufen werden mussten, bevor es durch den Tunnel in die ARENA ging. Die letzten 200 meter
wurden in der Arena gelaufen. Als ich auf die Zielgerade kam, lief ich an der Haupttribüne entlang,die mit ca 3000 Leuten
gut gefüllt war. Ich hatte einfach nur Gänsehaut und war überglücklich.
Im Ziel fiel eine unglaubliche Anspannung von mir ab und mir kamen fast die Tränen, denn mit einer
Zeit von 3:52:01 war ich mehr als zufrieden. Sofort wurde mir eine Medaille und eine Plastikfolie gereicht.
Ich wollte noch einmal über das Spielfeld gehen, allerdings hatte ich dazu keine Kraft mehr. Durch den Ausgang
kämpfte ich mich auf schmerzenden Füßen zu den Getränken. Dort traf ich meine Mutter wieder, die
völlig überrascht von meiner Leistung war. Kostenlos wurden auch Massagen zur verfügung gestellt, was sehr angenehm war.
Danach noch zum Stand, wo es die Finisher Shirts gab und gerne hätte ich mich nochmal auf die Tribüne gesetzt und
die Siegerehrung geschaut (das Ende der Siegerehrung, denn sie hatte schon begonnen, als ich ins Ziel kam,
allerdings bekam ich davon fast nichts mit) aber trotz der Massage konnte ich nicht mehr laufen, geschweige denn
gehen oder bewegen. Den Chip vom Schuh abzumachen wurde zu einer
fast unmöglichen Aufgabe und der Weg zum Auto (nichtmal 500 m) zu einer echten Herausforderung.
Gegen 14:30 ging es also mit blauen Händen und Fingern ins Auto Richtung Cloppenburg
Ich glaube nicht, dass ich nochmal in der Lage wäre, soetwas durchzustehen, allerdings haben die ersten 25 km
riesigen Spaß gemacht und danach habe ich den inneren Schweinehund besiegt.
Nebenbei springen noch 2 Kisten Bier heraus, da Freunde von mir gesagt haben, dass ich nicht unter
4 bzw 5 Stunden bleiben werde.Die Halbmarathon Distanz könnte ich zwar mit ein bisschen Training
auf unter 1:38 Stunden drücken, allerdings ist es nicht mein Ziel
Wettkämpfe auf Zeit zu laufen, sondern für mioch war ein einmaliges Erlebnis.
Habe diesen bericht direkt 2 Tage nach dem Lauf geschrieben und würde den letzten Abschnitt nochmal überdenken.
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