8. Sinfonie G-Dur op. 88 ["Englische"] (1889; UA 2. Februar 1890)
sry mehr kann ich auch nix sagen^^
edit: na bitte googlen hilft:
Aufführungen:
* 16. Juni 1999, Tonhalle Zürich
Der Zeitgeist der 1870/80er Jahre war den Werken Dvoráks günstig gestimmt. Typisch sind die Wertungen des Musikkritikers Louis Ehlert von 1878. Er meinte, dass Dvoráks Musik, die keine Spur von Ergrübeltem und Gemachtem zeigte, als etwas sehr Erfreuliches betrachtet werden müsse, denn die Männer, welche uns in der Musik gegenwärtig am meisten interessieren, sind so furchtbar ernst. Wir müssen sie studieren, und nachdem wir sie studiert haben, einen Revolver kaufen, um unsere Meinung über sie zu verteidigen. Dass durch Dvoráks Musik Natürlichkeit und Anmuth, zwei Eigenschaften, welche man heute selten findet, ströme, dass sie statt grübelnder Refelction eine natürliche musikalische Intuition und eine Naturfrische der Erfindung und der Empfindung ausstrahle, welche heute eine Seltenheit geworden sei, hiess es in Kritiken des Jahres 1879. Nach seinem eigentlichen Durchbruch wurde Dvorák zwar als begabter und fähiger Komponist angesehen, nicht aber als reflektierender, bedeutungsschwerer. Hanslick, ein grosser Förderer Dvorák schrieb: Freuen wir uns, in unserer productionsarmen, reflectierten Zeit noch einem naiv empfindenden, fröhlich schaffenden Talent wie Dvorák zu begegnen. Auch wenn sich diese Aussagen vor allem auf seine früheren sowie auf die nicht von Wagner, bzw. der neudeutschen Schule beeinflussten Werke beziehen, blieb dieser "Stallgeruch", darin auch das volkstümliche Element enthalten ist, bis heute am tschechischen Komponisten hängen. War der unverdorbene Melodienreichtum vorerst ein positives Kriterium, änderte sich der Zeitgeist und mit ihm das Urteil, welches gipfelte in Aussagen: Die Symphonie erreicht fast das Niveau von Rossinis Ouvertüren und wäre eine vorzügliche Promenadenmusik für sommerlich ländliche Feste. Der sich dazu verstieg, war George Bernhard Shaw, und er meinte die 8. Sinfonie. Auch im deutschsprachigen Raum konnte man Bemerkungen wie diese, dass alle Sinfonien Dvoráks einen tieferen Gehalt aufweisen und deshalb nur von relativer Bedeutung seien, in den 1890er und folgenden Jahren des öfteren lesen und hören.
Nicht dass Dvorák inzwischen denselben Stellenwert in der Forschung und Rezeption hat wie Brahms oder Bruckner, nein, dass aber in seiner Musik, vor allem auch in seinen Sinfonien, mehr als Naivität und Kopflosigkeit steckt, hat man inzwischen gemerkt.
Die 8. Sinfonie bildet zusammen mit der 9. den Höhepunkt in Dvoráks sinfonischem Schaffen; in grossartiger Gelassenheit und melodischem Sich-Verströmen bezeugt sie die Souveränität und Eigenständigkeit, die der Komponist gewonnen hatte. Frei und zugleich höchst kreativ handhabte er das Formale, die Tradition respektierend und doch neu formend. Der Kopfsatz basiert zwar auf dem Modell des Sonatensatzes, variiert es jedoch auf eigene Art. Sein wichtigstes Merkmal ist nicht mehr der motivisch-thematische Prozess, sondern eine bestechende Beweglichkeit in der melodischen Erfindungskraft, in der Reihung, Kombination und instrumentatorischen Aufbereitung der Einfälle. Der eröffnende, elegisch in g-moll intonierte erste Gedanke wird dabei zum gliedernden Element. Er erklingt jeweils an den formalen Nahtstellen, also zu Beginn jedes neuen Abschnitts.
Das Adagio bewegt sich in balladenhaften, viel- und feinfarbigen Gefilden. Eine triolische Auftaktgeste, ein kleines fallendes Quartmotiv, der Satz ist äusserst filigran, trotz schmetternder Trompeten. Das Allegretto grazioso kommt als inniger, ein wenig wehmütiger und doch elegant beschwingter Walzer zurück.
Ungewöhnlich ist der Finalsatz, der den Hörer zunächst auf die Fährte einer Variationenreihe lockt. Nach der eröffnenden Trompetenfanfare wird das im Dreiklang einsetzende Hauptthema zunächst in mehreren Variationen verändert: zuerst in imitatorischer Verdichtung, danach auftrumpfend im Orchester-Tutti. Nach einer Umspielung des Themas durch die Flöte und einem neuerlichen Tutti erinnert ein c-moll-Thema von ferne an den Seitensatz der Sonatensatzform. Tatsächlich beginnt nun ein durchführungsähnlicher Abschnitt, in dem beide Themen konflikthaft aufeinandertreffen. Nach einer von der Trompete angekündigten Rückkehr zum Hauptthema, das jetzt mehr nach innen gekehrten Charakter hat, folgt zum Schluss eine strettahafte Wiederkehr der Tutti-Variationen aus der Anfangsphase des Satzes. Die Prinzipien von Variation, Sonatensatz und Rondo werden einzigartig miteinander verschmolzen.
http://www.aoz.ethz.ch/archive/stuecke/sinfonie8.html