Wo sind die deutschen Türken?

Ich meine zwar, wir hatten die Thematik schonmal, hab dazu aber nicht wirklich was gefunden.
In der deutschen Nationalmannschaft finden sich ja mittlerweile diverse Akteure, die entweder Migranten in der 2. oder 3. Generation sind oder zumindest im Ausland geboren wurden. Auffällig ist, dass mal abgesehen von den Spielern mit polnischem Hintergrund viele dieser Spieler ihre Wurzeln in Ländern haben, die nicht zu den wirklich starken Einwanderungsländern in der Bundesrepublik zählen.
Die Einwanderungsnation Nr. 1 dagegen - die Türkei - ist überhaupt nicht im Nationalteam vertreten. Das ist zunächst mal schade, da türkischstämmige Nationalspieler im DFB-Team sicherlich eine integrative Wirkung hätten (ich rede natürlich nur vom A-Team). Vor allem aber ist das doch einigermaßen verwunderlich, was sich auch auf andere starke Bevölkerungsgruppen wie die Russen oder Italiener übertragen lässt.
Woran liegt das?
Ein paar Erklärungsansätze (die nicht zwangsläufig meine Meinung widerspiegeln und teilweise bewusst provokant formuliert sind):
a.) Speziell Türken spielen häufig in sogenannten "ethnischen Mannschaften", die ihrerseits eher in den tieferen Ligen spielen.
b.) Auch Deutschtürken in der 2. und 3. Generation identifizieren sich erheblich mehr mit dem Land ihrer Ahnen als mit dem Land, in dem sie leben. Sie spielen also generell lieber für die Türkei als für Deutschland.
c.) Sie sind zudem schlechter integriert.
d.) Deutschtürken gelten als undiszipliniert und fassen daher schwieriger in höheren Ligen Fuß, bzw. werden gar nicht erst gescoutet.

Bei den Antworten bedenke ich zu berücksichtigen, dass türkischstämmige Spieler in anderen Ländern sehr wohl in deren Nationalmannschaft vertreten sind. Besonders gut erkennt man das am Beispiel der Schweiz (man denke nur an Türkilmaz oder die Yakin-Brüder).
Liegt der Grund also nicht an den Türken sondern in Deutschland?

So, Diskussionsgrundlage ist vorhanden, jetzt hoffe ich, dass das trotz des prekären Themas eine sachliche Diskussion gibt.

Zuletzt bearbeitet von Gast am 30 Jun 2008 15:49, insgesamt einmal bearbeitet

Eine schöne Frage, die sich aber meines erachtens auch relativ leicht beantworten lässt.

1. Der einzige der im Moment die Klasse und das Niveau hätte für den deutschen Kader und in Frage gekommen wäre, ist wohl Hamit Altintop!

Da dieser Spieler sich aber schon frühzeitig für die Türkei entschieden hatte, entfällt diese Option.
(Die Gründe warum Hamit und Halil für die Türkei spielen sind mir jetzt nicht bekannt, aber ich nehme an, dass auch die größere chance dort zusammen zu spielen wohl auch ein wichtiger Grund für beide wahr.)

2. Ich denke schon in bälde wird sich dies ändern. Zwar hat sich ein großes Talent wie Sahin wieder gegen Deutschland ausgesprochen,
Aber mit z.B. Özil und Özbek kommen 2 richtig große Talente mit türkischer Abstammung in den Dunstkreis der Nationalelf.
Und beide haben sich schon deutlich Pro Deutschland ausgesprochen.

Ob es dann auch einer von beiden oder gar beide auch wirklich schaffen, hängt sicherlich auch von ihren Karriereverlauf ab.
Gerade aber Özbek traue ich hier eine große Karriere zu!

Ausserdem sollte man Mehmet Scholl nie vergessen.
Der als Halbtürke ja schon den Sprung geschafft hatte und sicher ein großer Star in unserer Nati hätte werden können, wenn sein Körper nicht so oft einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.

Gruß Pit

Aus Zeitgründen will ich hier nicht lange antworten,
aber mit Baris Özbek kommt in den nächsten Jahren ein Riesentalent in die A-Mannschaft, so hoffe ich wenigstens. Dazu Mesut Özil.
Ansonsten spielen die in Deutschland geborenen Spieler in der Türkei selbst auch keine große Rolle, Hakan Balta und Hamit waren die einzigen Nominierten,
dazu gibts dann noch Halil und Bastürk, die aber auch nicht berücksichtigt wurden.
In den Jugendmannschaften sind mir auch nur Serkan Calik (der mit Özbek aus Essen kam sich aber für die Türkei entschieden hat) und Nuri Sahin bekannt.

Ich denke das sind allesamt Spieler (mit Ausnahme von Hamit vielleicht und später mal Sahin) die auch bei uns nur sehr, sehr schwerlich eine Chance auf eine Karriere in der Nationalmannschaft hätten.


edit:
Die neuerdings auffallend häufigen Übereinstimmungen mit Pit machen mir langsam Angst

Okay, ich sehe, ich habe meine Ausgangsfrage unpräzise gestellt.
Ist ja logisch, dass der Grund, dafür, dass keine Türken im DFB-Team spielen mit darin liegt, dass die Türken in Deutschland fußballerisch wenig erfolgreich sind.
Das DFB-Team war aber nur der Aufhänger, da sich da so viele verschiedene Ursprungsnationalitäten tummeln.
Die eigentliche Frage ist: Warum sind die Türken in Deutschland so wenig erfolgreich? So eine riesige Bevölkerungsgruppe, von der man ja wohl auch sagen kann, dass sie fußballbegeistert ist - und so wenige Erfolgreiche? Das kann doch eigentlich nicht sein...

Nun eine unserer lieblingstugenden in Deutschland ist nunmal die Disziplin.
Die Verlässlichkeit etc ...

Entweder ihr bringt diese Tugenden mit ... wie z.B,. ein Özbek das schon im großen Maße macht, oder eure Landsletue haben einen enormen Kampfgeist wie Hamit oder unglaubliches Talent wie Özil.

Mann muss in Deutschland schon besonderes leisten um überhaupt die Chance auf BuLi zu bekommen.
Vor allem wen du bedenkst, das ca. 50% aller BuLi Spieler ja überhaupt nicht in Deutschland aufgewachsen sind, sondern hinzu gekauft werden.

Ich denke die Abstammung und wo du Fussball spielen gelernt hast ist völlig irrelevant!
Das einzig wichtige ist wie passt du als Fussballspieler in das Konzept von Trainern und Managern.

Gruß Pit

Also alles nur Zufall?
Kann sein, aber irgendwie schwer vorstellbar finde ich angesichts solcher Unterschiede:
Insgesamt leben ca. 2,3 Mio Personen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland, bei den Polen sind es nur halb soviele.

Aber Klose und Podli sind nunmal rießen Fussballer.
Viel bessere als in Polen spielen.

An der Abstammung kann das also nur bedingt liegen.

Es geht doch letztlich nur um die Leistung auf dem Platz ...
Ich denke nicht das hier irgendwelche Verschwörungstheorien begründet sind.

Weil wenn dies so wäre, würden dann ein Scholl, Bastürk, Sahin, Altintops etc ...
Es soweit bringen, wenn man sie aufgrund ihrer Abstammung daran hindert?

Die beste Begründung gibt hier wohl ein Zitat einer der größten deutschen Trainerlegenden unserer Zeit.

Otto Rehakles der Große

"Die Wahrheit liegt auf dem Platz"

So einfach ist es ...
Bist du gut genug schaffst du es ganz nach oben ....
Bist du es nicht, wird sich niemand jemals an dich erinnern ...

Aber glaub mir, selbst ich hab mich an dieses Schicksal gewöhnt und 1000ende anderer deutschen, Jugoslawen, Griechen, Tschechen, Rumänen, Russen, Afrikanern mit mir ...

Auch du und deine Landsleute müssen sich an dieses Schicksal gewöhnen.


Gruß Pit

Man sollte dabei nicht ausser Acht lassen, dass der türkische Verband ein riesiges Scoutingnetz über Europa aufgebaut hat und sich immer intensiv um die Spieler bemüht. Außerdem werden die Spieler dann oftmals sofort eingeladen, damit sie sich auch festspielen. Beispiel Sahin.

Zizkov hat folgendes geschrieben:

Aus Zeitgründen will ich hier nicht lange antworten, aber mit Baris Özbek kommt in den nächsten Jahren ein Riesentalent in die A-Mannschaft, so hoffe ich wenigstens. Dazu Mesut Özil. Ansonsten spielen die in Deutschland geborenen Spieler in der Türkei selbst auch keine große Rolle, Hakan Balta und Hamit waren die einzigen Nominierten, dazu gibts dann noch Halil und Bastürk, die aber auch nicht berücksichtigt wurden. In den Jugendmannschaften sind mir auch nur Serkan Calik (der mit Özbek aus Essen kam sich aber für die Türkei entschieden hat) und Nuri Sahin bekannt. Ich denke das sind allesamt Spieler (mit Ausnahme von Hamit vielleicht und später mal Sahin) die auch bei uns nur sehr, sehr schwerlich eine Chance auf eine Karriere in der Nationalmannschaft hätten. edit: Die neuerdings auffallend häufigen Übereinstimmungen mit Pit machen mir langsam Angst

Also Baris Özbek als ein Riesentalent zu bezeichnen ist einfach nur lächerlich. Klar hat er ein paar gute Ansätze aber nie und nimmer ein Riesentalent, genauso wenig wie M.Özil. Riesentalente nenne ich Spieler wie Messi, Krkic oder ein Nasri.

Also zunächst einmal:
Ich finds ziemlich bescheiden, dass einige Leute bei Klose und Poldi immer von den Polen sprechen. Beide kommen aus Oberschlesien, das bis 45 zu Deutschland gehörte. Bis heute leben ungefähr 1 Million deutschstämmige in Oberschlesien.
Sowohl Klose (väterlichseits, daher auch der deutsche Name) als auch Podolski (mütterlichseits) haben eben deutsch-oberschlesische Wurzeln.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich beide für die Deutschland entschieden haben (Vor allem bei Klose ist ja eine hohe Identifkation mit Deutschland erkennbar)

Zu den Türken:

1. Von der Mentaität unterscheiden sie sich die Deutsche und Türkische fundamental. Ich wunder mich überhaupt nicht, dass eine Integration in Deutschland kaum möglich ist, vor allem, wenn man sieht wie viele Türken in manchen Gegenden Deutschlands leben. Wie kann sich jemand, inmitten einer Kolonie seines Heimatlandes, in die hiesige Gesellschaft integrieren (Stichwort "Parallelgesellscht"- Nach dem Motto: Wenn hier alle meine Muttersprache sprechen, wieso soll ich da deutsch lernen etc...)

2. Ich habe oft das Gefühl, dass türkische Spieler dazu neigen, sich zu überschätzen (Bsp. in der BuLI: Özil sah sich ja schon bei Arsenal London und ist nun Bankwärmer bei Werder; aber auch in den Kreisligen trifft man oft auf Türken, die meinen sie seien Chr. Ronaldo höchstpersönlich), zudem mangelt es ihnen oftmals an Disziplin; Werner Lorant weiss, was er sagt.

Zu der Integrationsantwort über mir!!! Die Türken sind villeicht größtenteils schuld das man sich nicht Integriert!!!
Aber die Deutschen selber auch!!!
Ich lebe in einem Dorf in der Umgebung leben nicht so viele Türken, ich habe sehr viel mit Deutschen zu tun. Und immer wieder muss ich mir beleidigungen anhören!!
Ihr Türken seit so usw.!! Und klar es gibt Türken die diese Antwort verdienen. Aber die meisten wie ich finde verdienen vorurteile nicht!!
Ich persönlich werde mich niemals als Duetscher fühlen obwohl ich hier geboren bin!! Und wahrscheinlich meine Kinder auch nicht!! Weil man immer Vorurteil über sich ergehen lassen muss!!

Wartet noch 10 Jahre dann werdet ihr wohl mehr Türken in der Nationalmannschaft sehen als euch recht ist!! Dann wird hier wahrscheinlich nen Thread eröffnet mit "Wieso spielen so viele Türken mit Migrationshintergrund in der Deutschen Nationalmannschaft!!!

Und wer meint ich scherze sollte nur mal die A und B Jugend Mannschaften der Bundesliga Vereine anschauen!! Da spielen einige bis viele türk. Jungs mit.

Und der erste von denen hat sich jetzt für den DFB entschieden:

Recht weit unten

Gerade bei ihm freut mich das, weil er ein Spieler ist, aus dem richtig was werden kann. Gerade bei Köln könnte er schon recht bald zu Einsätzen kommen.
Seine Spezialität sind übrigens Standartsituationen ...

Mit Serdar Tasci haben wir ja jetzt einen türkischstämmigen Spieler in der Nationalelf. Dazu noch Baris Özbek und Mesut Özil in der U21. Insgesamt erscheint mir das immer noch wenig.
In einer Reportage der taz vom vergangenen Samstag werden noch ein paar mögliche Gründe für die Situation genannt, die hier noch keine Erwähnung gefunden haben. Hintergrund des Artikels ist die Frage nach den Gründen für das Verschwinden von Erdal Kilicaslan in der türkischen (Fußball-)Provinz, der zu den größten Fußballtalenten Deutschlands zählte.
Zur Erinnerung: Der heute 23jährige hat alle U-Teams von U15 bis U20 durchlaufen und in 63 Einsätzen beeindruckende 41 Tore erzielt. Bei den Amateuren des FC Bayern schaffte er den Durchbruch nicht und spielt heute in der anatolischen Provinz Gaziantep.

Verkürzt dargestellt sieht Vater Yusuf Kilicaslan den Hauptschuldigen in Hermann Gerland, der "keine türkischen Fußballer mag". Der streitet das logischerweise ab und erklärt, dass Kilicaslan in seinem System auf einer ungewohnten Position spielen musste. Der zentrale Grund liege aber darin, dass türkische Jugendliche sich zunächst schneller entwickelten als deutsche. Mit der Zeit holen die Deutschen diesen Rückstand aber auf und nach Ansicht Gerlands kam Kilicaslan damit nicht zurecht und blieb in seiner Entwicklung stehen. Er sei möglicherweise daran verzweifelt, dass er seine zuvor überragenden Leistungen nicht in der Form weiterführen konnte.

Speziell bei türkischstämmigen Familien spielt wohl auch das Elternhaus eine große Rolle. So wird in dem Artikel Werner Kern (verantwortlich für den Jugendbereich des FC Bayern) folgendermaßen zitiert: "Wenn Berkant Göktan das Elternhaus von Erdal Kilicaslan gehabt hätte, wäre aus ihm ein Weltklassestürmer geworden." Und: "Berkant Göktan war gottbegnadet. NAch Meinung unserer Trainer war er das größte Talent, das wir jemals beim FC Bayern hatten."

Interessant auch: Wer nach dem Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit die vorige wieder erwirbt, hat die deutsche Staatsangehörigkeit automatisch verwirkt. Könnte sein, dass Kilicaslan dazu von seinem türkischen Verein gedrängt wurde, um das Ausländerkontingent zu entlasten.

Noch ein paar Infos aus der taz:
Derzeit spielen 11 Deutschtürken in der Bundesliga (plus zwei Österreichtürken). Angesicht ser zahlreichen fußballspielenden Einwandererkinder eine äußerst bescheidene Zahl. Türkischstämmige A-Nationalspieler gibt es bislang ganze zwei. Tasci und Mustafa Dogan (2 Kurzeinsätze 1999).