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Alo Atog
Moderator
Anmeldungsdatum: 08.02.2006 Beiträge: 19379
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Verfasst am: 24 Jan 2010 22:16 Titel: Talk der Woche 07: Was bringen Trainerwechsel wirklich? |
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In der letzten Woche hat Hannover zum zweiten Mal in dieser Saison den Cheftrainer gewechselt und nur ein paar Kilometer weiter wackelt der Stuhl von Armin Veh gewaltig. Doch was bringen vorzeitige Trainerwechsel? Haben sie wirklich eine positive Auswirkung auf die Mannschaft, oder läuft es weiter, wie mit dem alten Trainer die Wochen vorher auch schon?
2003 untersuchten zwei Sportwissenschaftler die Vorzeitigen Trainerwechsel zwischen 1963 und 1998 und kamen zum Ergebnis, dass sie oft nur kurzfristig Erfolg bringen, aber es langzeitig keine Vorteile bringt, wenn man nicht am alten Trainer festhält:
Studie: Trainerwechsel bleibt oft ohne Wirkung
Eine Studie aus Spanien, die die Trainerwechsel zwischen 2002 und 2005 analysiert, brachte ähnliche Ergebnisse zu Tage. Bei Auswärtsspielen bleibt der erhoffte Effekt aus - anders bei Heimspielen:
Zitat: |
Es zeigt sich, dass ein vorzeitiger Trainerwechsel "bessere" Fans erzeugt. Deren Unzufriedenheit wird dadurch besänftigt, sie unterstützen deshalb ihre Mannschaft im eigenen Stadion mit mehr Enthusiasmus. Dies wirkt sich positiv auf die Leistung des Heimteams und negativ auf die Leistung der Gastmannschaft aus. Zudem werden Schiedsrichterentscheidungen zugunsten derHeimequipe beeinflusst. (...) Durchschnittlich gewinnen Mannschaften durch diesen Heimeffekt in den sieben Spielen nach einem vorzeitigen Trainerwechsel 2,42 Punkte mehr, als sie ohne Trainerwechsel gewonnen hätten. |
Was bringen vorzeitigeTrainerwechsel? - PDF
In der Bundesliga haben diese Saison bereits fünf Vereine ihre Trainer gewechselt, manche sogar mehrfach:
Berlin: Funkel für Favre - Startete mit 0 Siegen, 1 Remis und 4 Niederlagen (in allen Wettbewerben)
Nürnberg: Hecking für Oenning - 1 Niederlage und 1 Remis
Stuttgart: Gross für Babbel - 4 Siege und 1 Remis (in allen Wettbewerben)
Bochum 1: Heinemann für Koller - 1 Sieg, 1 Remis und 3 Niederlagen (in allen Wettbwerben)
Bochum 2: Herrlich für Heinemann - 1Sieg, 2 Remis und 2 Niederlagen
Hannover 1: Bergmann für Hecking - 1 Sieg, 2 Remis und 2 Niederlagen
Hannover 2: Slomka für Hecking - 1 Niederlage
Und kurz vor Saisonbeginn wechselte Mainz schon den Trainer: Tuchel für Andersen - 2 Siege, 2 Remis und 1 Niederlage
Hat sich der Trainerwechsel in allen Fällen gelohnt? Hätte man an manchen Trainern länger festhalten sollen? Woran lag/liegt es, dass in manchen Fällen der Trainerwechsel erfolgreich war (Stuttgart oder Mainz) und in anderen Fällen (Berlin oder Hannovers 1. Wechsel) Fällen blieb der Wechsel ohne nennenswerten Erfolg?
Wichtig: Hier geht es um die bereits vollzogenen Trainerwechsel und ihre Auswirkungen! Spekulationen um zukünftige Entlassungen und wer der Nachfolger wird sollen weiter im alten Thread Welcher Trainer fliegt als nächstes? diskutiert werden! _________________
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Zizkov
Weltmeister
Anmeldungsdatum: 16.02.2006 Beiträge: 9868 Wohnort: Bonn
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Verfasst am: 25 Jan 2010 00:04 Titel: |
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DIe 5-Spiele Spanne sagt denke ich nicht viel aus.
Schauen wir uns beispielsweise Herrlich beim VFL Bochum an, der hatte in den ersten Fünf Spielen noch nicht die Ergebnisse, aber er hat die Spielweise der Mannschaft stabilisiert und holt jetzt die Punkte.
Insgesamt muss man denke ich unterscheiden, warum es zu einem Trainerwechsel kommt.
Beispiel Hertha:
Verfehlte Transferpolitik, die vom Trainer mitbetrieben wurde. Dazu horrend schlechter Start. Trainerwechsel meines Erachtens unumgänglich.
Die schwache Mannschaft kann aber auch ein neuer Trainer nicht urplötzlich umkrempeln. Nach der Winterpause läuft es etwas besser.
Beispiel Stuttgart:
Großes Potential, das nicht abgerufen werden kann. Ergebnisse stimmen nicht, die Fans lehnen sich auf. Trainerwechsel meines Erachtens unumgänglich. Der neue Trainer bringt neuen Schwung und die Spieler beginnen, ihr Potential wieder auszuschöpfen.
Beispiel Hannover:
Die Mannschaft hat einen schlechten Start in die Rückrunde, nachdem die Hinrunde aufgrund des Enke-Selbstmordes nicht in Normalität gespielt werden konnte. Der Trainer scheint das Vertrauen der Mannschaft zu spüren, wird aber gefeuert. Trainerwechsel meines Erachtens nicht zwingend notwendig. Das Problem ist, er wird ersetzt von einem Trainer mit besserem Namen, aber gleichem Profil.
Fazit:
Je nach Situation kann ein Wechsel Sinn machen - oder eben nicht.
Es kommt darauf an, wie es zum Wechsel kommt. Ein Verein wie der VFB (und bald Wolfsburg?) konnte sich ja nur verbessern, weil klar ist, dass die Mannschaft besser spielen kann. Die Hertha hat sich zwar nicht sonderlich verbessert (bis zur Rückrunde jedenfalls), hatte aber garkeine Wahl.
Die Formel für einen erfolgreichen Trainerwechsel beinhaltet zwangsläufig neben Tabellenstand auch Stimmung im Verein und Umfeld, Vertrauen der Spieler in das Trainerteam und die Alternativen auf dem Markt.
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Gast
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Verfasst am: 25 Jan 2010 00:23 Titel: |
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Ich sehe das ähnlich, denn man muss halt sehen wie die Gesamtsituation ist. Beim VfB musste ein Wechsel her (obwohl ich den Babbel sehr schätze) aber er erreicht die Spieler einfach nicht mehr. Das ist ne Kopfsache, denn die Spieler glauben mit dem Trainer können wir nicht gewinnen. Dann kommt noch dazu, dass die Fans anfange gewalttätig zu werden was natürlich ein sehr sehr schlechtes Bild auf den Verein wirft. Stuttgart spielt in der Champions League gegen FC Barcelona und die eigenen Fans pfeifen dann ihre Spieler aus....das wäre halt einfach unmöglich gewesen.
Bei Hannover, Bochum und Hertha steht das ganze wiederum in einem ganz anderen Blickwinkel. Sollte Hertha z.b absteigen ist es so gut wie sicher, dass sie Konkurs anmelden können. Einen solchen Kader, die jährlich zu tilgenden Darlehen sowie das teure Olympiastadion (ich glaube es müssen mind. schon 15.000 oder 20.000 Zuschauer kommen sonst muss der Verein drauf zahlen wg. den hohen Instandhaltungskosten) kann man in der 2. Liga nicht stemmen.
Bei Bochum und Hannover kenne ich jetzt die Finanzlage gar nicht und kann das schwer beurteilen, aber die dürften dann auch probleme bekommen mit 2. Liga Verhältnisse klar zu kommen.
Deshalb muss ein Verein der in den Abstiegskampf verwickelt ist, öfters die Trainer wechseln weil einfach zuviel davon abhängt.
Bei Wolfsburg sieht das ganze wieder anders aus. Die haben nix mit dem Abstieg zu tun und der Internationale Platz ist auch so gut wie weg. Deshalb können die sich wohl mehr Zeit lassen einen Trainer zu finden bzw. zu überlegen ob Veh nicht doch besser bleibt und man das jetzt zusammen durchsteht.
Bei Mainz war es so gewesen, dass die Spieler sich mit dem Andersen einfach richtig gezofft haben. Natürlich sollte ein Trainer niemals wg. den Spielern gefeuert werden, aber das haben auch schon Helmer und Matthäus beim Rehhagel gemacht. Für Mainz war es aber ein Glücksfall, da Tuchel schon länger in der Jugend gearbeitet hat und den Verein gut gekannt hat. (Vorher war der Klopp ja aber auch 7 Jahre Trainer gewesen) Da Mainz auch ein kleiner Verein ist (wohne zur Zeit in Mainz), kann man das alles wunderbar überschauen und sich auch schnell in die Vereinsphilosophie reinarbeiten. Bei Schalke 04 ist das ganze schon wieder ganz anders, denn selbst Magath blickt bei den ganzen Tochtergesellschaften die das Fremdkapital stemmen nicht durch.....und der Mann hat richtig Ahnung.
Mein persönliches Fazit: Bei Abstiegskandidaten hat man keine Zeit an dem Trainer festzuhalten und mal schlechte Zeiten durchzustehen, da einfach zuviele Existenzen (Arbeitsplätze) davon abhängen.
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Alo Atog
Moderator
Anmeldungsdatum: 08.02.2006 Beiträge: 19379
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Verfasst am: 25 Jan 2010 00:29 Titel: |
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Zizkov hat folgendes geschrieben: |
DIe 5-Spiele Spanne sagt denke ich nicht viel aus. |
Weiß ich
Habe die 5 Spiele gewählt, um die beisherigen Wechsel besser vergleichen zu können, da Gross bisher 5 Spiele hatte und Heinemann nur für 5 Spiele als Interimstrainer im Amt war!
Zudem änderen sich die Bilanzen von Funkel (4S, 4R, 8N - davon 3 S in der EL), Herrlich (3S, 3R, 3N) und Bergmann (4S, 4R, 8N) nicht wirklich zum besseren! _________________
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Gast
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Verfasst am: 25 Jan 2010 06:55 Titel: |
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Alo Atog hat folgendes geschrieben: |
Zudem änderen sich die Bilanzen von Funkel (4S, 4R, 8N - davon 3 S in der EL), Herrlich (3S, 3R, 3N) und Bergmann (4S, 4R, 8N) nicht wirklich zum besseren! |
Naja, zumindest im Bochumer Fall sind 12 Punkte aus 9 Spielen keine schlechte Bilanz. Muss man ja immer im Verhältnis sehen.
Rechnet man das auf die Saison hoch, ist man bei knapp 45 Pkten und evtl. einem Platz im Mittelfeld. Mehr kann man nicht erwarten!
Bergmann hat ja für seine Bilanz nun die Quittung bekommen.
Funkels Bilanz sieht natürlich auf dem Papier gräßlich aus. Allerdings ist die Hertha mit 4 Pkten und ohne Gegentor in die Rückrunde gestartet - da zeigt zumindest die Tendenz nach oben.
Kurz noch dazu:
speedpiet hat folgendes geschrieben: |
Bei Bochum und Hannover kenne ich jetzt die Finanzlage gar nicht und kann das schwer beurteilen, aber die dürften dann auch probleme bekommen mit 2. Liga Verhältnisse klar zu kommen.
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Der VfL ist sehr wahrscheinlich am Saisonende schuldenfrei. Natürlich müsste man die Ausgaben zurückfahren, aber in finanzielle Schwierigkeiten würde man durch nen Abstieg daher sicher nicht kommen.
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Gast
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Verfasst am: 26 Jan 2010 14:49 Titel: |
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Der Trainerwechsel in Stuttgart zeigt, dass es zwischen Verein (Spieler, Fans und Vorstand) und Babbel nicht mehr gestimmt hat und eine vorzeitige Trennung unausweichlich war! In der Mannschaft hat mehr gesteckt und Gross konnte (bisher) dieses Potential auch aus der Mannschaft rausholen!
Anders in Berlin! Dort steckt auch einiges an Potential in der Mansnchaft, aber man hat letzte Saison weit über den eigentlichen Möglichkeiten gespielt. Vor der Saison ist dan viel an Substanz verlorenen gegeangen (Simunic, Pantelic, Voronin) und trotzdem haben das Managment und einige Spieler geglaubt, es würde so weiterlaufen wie bisher! Nach der Entlassung hat man unter Finkel gesehen, dass es trotz des noch theoretisch guten Kaders nicht direkt besser wird! Hier war eine Entlassung des Trainers in meinen Augen die falsche Aktion. Man hätte hier eher die Stinkstifel in der Mannschaft (z.B.: Friedrich, der sich vor den Hoffenheimspiel gegen die Aufstellung vom Trainer stellt) vorübergehend aussortieren sollen und versuchen sollen mit Favre weiter zu machen - die Situation hier erinnert mich an die in Dortmund vor der Entlassung von Bert van Marwijk. Der beste Dortmunder Trainer seit vielen Jahren und man scheucht ihm vom Hof, weil er die sportliche Situation richtig einschätzt und das Managment damit aber nicht zufrieden ist - nach der Entlassung ist man tief gefallen und man konnte erst zwei weitere Trainer verbrennen, um zu merken, dass van Marwijk doch recht hatte...
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Gast
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Verfasst am: 26 Jan 2010 19:51 Titel: |
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Nur um mal meinen Senf hir in den Raum zu schmeißen xD
Ich will Favre bei Wolfsburg sehen! Das wäre wieder der richtige Trainer für uns!
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Alo Atog
Moderator
Anmeldungsdatum: 08.02.2006 Beiträge: 19379
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Verfasst am: 27 Jan 2010 00:29 Titel: |
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zeyphr hat folgendes geschrieben: |
Nur um mal meinen Senf hir in den Raum zu schmeißen xD
Ich will Favre bei Wolfsburg sehen! Das wäre wieder der richtige Trainer für uns! |
Darf ich die auf den Startpost hinweisen?
Alo Atog hat folgendes geschrieben: |
Wichtig: Hier geht es um die bereits vollzogenen Trainerwechsel und ihre Auswirkungen! Spekulationen um zukünftige Entlassungen und wer der Nachfolger wird sollen weiter im alten Thread Welcher Trainer fliegt als nächstes? diskutiert werden! |
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Gast
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Verfasst am: 27 Jan 2010 11:36 Titel: |
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Man kann den Studien wohl kaum viel entgegen setzen, sie spiegeln im Prinzip auch das wieder, was ich darüber empfinde.
Häufig ein kurzfristiger Effekt, geschaffen durch Euphorie, vielleicht ein erlösendes Gefühl bei den Spielern, aber langfristig, dieser Begriff ist im Fußballtrainergeschäft sowieso kaum mehr gebräuchlich.
Dennoch: Manchmal scheint ein Trainerwechsel unvermeidlich.
Manchmal ist der Widerstand der Fans zu groß, als dass man sich klar hinter den Trainer stellen könnte. Es wäre zum Beispiel undenkbar gewesen, Rutten auf Schalke länger zu halten, er kam mit wenig Kredit und wurde nach einer mieserablen Saison wieder entlassen. Das ist halt ein typischer Verlauf, wenns nicht klappt wird er halt gefeuert und der nächste versucht sein Glück.
Andere Trainerwechsel muten seltsamer an.
Ich denke da an Favre und jetzt auch an Bergmann bei Hannover.
In Berlin wurde nicht eingesehen, dass der Kader diese Saison einfach nicht gut genug ist, da müssen jedoch Manager und alle anderen Verantwortlichen auch den Kopf hinhalten. Ein neuer Trainer hat Hertha in dem Moment nicht geholfen, in der Winterpause wurden endlich wieder sinnvolle Transfers getätigt, sodass der Kader wieder Bundesliganiveau erreicht hat. Vermutlich jedoch zu spät.
In Hannover hat man wohl eine beispiellose Situation nach dem Tod von Robert Enke.
Was mir jedoch unklar ist, wieso man nicht entweder Slomka direkt nach Hecking geholt hat oder wenigstens schon in der Winterpause den Schnitt gemacht hat. Bergmann jetzt noch 2 Mal verlieren zu lassen und jetzt Slomkas Wunschtransfers zu tätigen ist doch etwas seltsam, wie ich finde.
Dieses Thema "Bringen Trainerwechsel etwas" wird wohl nie endgültig zu beantworten sein. Manchmal sind sie unumgänglich, häufig sind die Erwartungen zu hoch, sodass einen Trainer kaum Schuld trifft.
Manchmal macht man damit scheinbar alles richtig (Stuttgart zur Zeit...), manchmal wird es keinen Deut besser (Hertha in der Hinrunde...).
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Gast
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Verfasst am: 6 Feb 2010 11:49 Titel: |
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ROBIN DUTT ERKLÄRT DEN FREIBURGER WEG
http://www.badische-zeitung.de/sport/scfreiburg/video-robin-dutt-erlaeutert-die-philosophie-des-sc-freiburg
Super Interview mit Robin Dutt, der seine Philosophie und die Philosophie des SC Freiburg erklärt.
Freiburg schafft es immer wieder mit Teams mit zu halten, die von den finanziellen Ressourcen weit überlegen sind. Im Gegensatz zu diesen Teams setzt Freiburg auf eine wirklich langfristige Strategie und feuert den Trainer nicht gleich nach einer längeren, schlechten Phase.
Dutt sagt selbst, dass er ganz anders agiert, da er weiß dass er auch bei einem Abstieg noch Trainer der Freiburger wäre und es im und den Verantwortlichen um den langfristige Perspektive geht.
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